Schönheit, Tanz und Schauspiel2017-10-29T08:52:50+00:00

Werner Gehrcke

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Was ist Schönheit?

Glaubt man der modernen Wissenschaft und der antiken Kunstlehre, so ist Schönheit mit den Begriffen Symmetrie, Harmonie und Gleichgewicht zwischen Gegensätzen zu verstehen. Die möglichst maximale (Achsen-) Symmetrie zum Beispiel eines Parabel – Torbogens oder die Symmetrie zweier Körperhälften wird als schön empfunden. In der antiken Kunst ist es zum Beispiel die Harmonisierung von Größen, Längenverhältnissen und Abständen bei Skulpturen. In Goethes „Iphigenie auf Tauris“ kommt es zur Harmonisierung von Pflicht und Neigung: Der Wunsch Iphigenies nach Rückkehr in ihre Heimat  einerseits und die Verantwortung als Priesterin andererseits, wird hier harmonisch gelöst. Auch in der Musik gibt es den Begriff der Harmonie.

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Und im Tanz und Schauspiel?

Wenn Sie eine Bewegung im Tanz ausführen, so tun Sie das harmonisch, insofern dass Sie Impuls, Kraftaufwand, Bewegungsausführung, Tempo und Rhythmus in Einklang miteinander führen. Übertreiben Sie an der einen oder anderen Stelle, kommt es zu Brüchen im Fluss Ihrer Ausführung, so wirkt Ihr Tanz komisch. Bewusst eingesetzt sind wir hier in der Tanzparodie. Diese entsteht also nicht durch „Faxen machen“, sondern durch die bewusste Disharmonisierung − der Elemente Impuls, Aufwand in der Bewegungsausführung, Tempo, Rhythmus, Pause – an bestimmten Stellen ihrer Choreographie. Im Schauspiel ist das genauso. Wir können vereinfacht sagen: die darstellende Kunst arbeitet mit Harmonie und Disharmonie der Elemente und Mittel. Letzteres ist die Komik.

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Und die innere Schönheit?

Ist für mich die Verbindung mit allen seelischen Kräften, den Schönen und Hellen und den dunklen Momenten – von denen es in der dramatischen Literatur genügend gibt. Wenn diese nun in Einklang mit dem äußeren Ausdruck gebracht werden, so erlangt man wahre „Schönheit“ in der Darbietung, im Sinne von Echtheit.

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Werner Gehrcke studierte Schauspiel und Sprechgestaltung an der Akademie für darstellende Kunst, Rheinland-Pfalz, wo er auch ein Boulevardseminar bei dem großen Schauspieler Claus Biederstaedt belegte. Als Schauspieler, Moderator, Sprecher, Dozent und Fachbuchautor arbeitet er in Deutschland. Mit Österreich und seiner tollen Natur, seinen herzlichen Menschen und dem guten Essen, verbinden ihn bis jetzt nur als Urlauber sehr gute Erinnerungen. Zudem ist er großer Fan von Hubert von Goisern.

www.werner-gehrcke.com

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In diesem Buch werden die Grundkonzepte und Methoden des Schauspiels vorgestellt und ergründet. Die Rundreise durch den Schauspielkosmos beginnt mit einem Streifzug durch die Theatergeschichte. Anschließend wird das Schauspielhandwerk nach Stanislawski ausführlich vorgestellt. Es folgen die Erweiterungen innerhalb des Stanislawski-Systems: Lee Strasberg, Stella Adler, Michael Tschechow. Mit Keith Johnstone und dem Thema Status und Raum, werden ganz wesentliche Elemente dramatischer Arbeit hinzugefügt. Auf Jerzy Grotowskis „Armes Theater“ und die Desillusionisten Meyerhold und Brecht, folgt Augusto Boal und sein Theater der Unterdrückten.

Im letzten Kapitel wird das postdramatische Theaterkonzept erläutert und exemplarisch am Theater Rene Pollesch skizziert. Anschaulich gehalten und mit einem Spritzer Humor versehen, richtet sich dieses Buch an professionell Studierende des Schauspiels und der Theaterpädagogik, sowie an Lehrer, Schüler und interessierte Laien und Semiprofis.

Buchdaten:

Autor: Werner Gehrcke

Methoden und Konzepte des Schauspiels
Eine Rundreise durch Theorie und Handwerk

Buch ISBN: 978-3-95935-088-4

Pdf-e-book-ISBN: 978-3-95935-089-1

Disserta Verlag, Hamburg, 2015

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