Lust & Liebe2025-01-14T13:32:57+00:00

Die Schattenwesen Lust & Liebe, Roman-Trilogie, Glücklich durch das Leben tanzen
Buchvorschau mit Leseprobe

Taschenbuch im Eigenverlag, zirka 250 Seiten.

Erscheinung 01. März 2025,
erhältlich in unserer Tanzschule. Bestellungen bitte per E-Mail.

Buchpreis € 26,- (plus € 4,- bei Versand).

Für Tanzschulen besteht die Möglichkeit einer Zusammenarbeit. Ab 300 Stück gibt es das Buch zum Großhandelspreis, mit gewünschter Präsentation der eigenen Tanzschule auf der ersten Innenseite des Buchumschlags. Ab Verfügbarkeit des Erstdrucks (01.03.2025) senden wir gerne ein Exemplar per Vorkasse. Vormerkungen schon jetzt möglich. Buchversand mit den Details einer eventuellen Kooperation. Nachdruck für die Partner ab April 2025.

Im Buchhandel ab Herbst 2025.
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Buchvorschau

Besetzungsliste

Hauptrollen
Otto, verwitweter Rentner
Maria und Anton, sie wollten heiraten
Zita, Marias Musiklehrerin und Pianistin
Othmar, Antons Chef
Gerlinde, Othmars Tochter
Sandra, Othmars Lebensgefährtin
Helene und Wilhelm, Antons Eltern
Lust & Liebe, zwei Schattenwesen

Nebenrollen
Dorothea, Standesbeamtin
Gerald, Antons ehemaliger Freund

Weitere Rollen
Personen im Alltag
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Inhaltsverzeichnung

Vorwort
Kapitel 1 | Glücklich durch das Leben tanzen
Kapitel 2 | Maria und das Schattenwesen der Lust
Kapitel 3 | Anton und das Schattenwesen der Liebe
Kapitel 4 | Die Schattenwesen unterwegs
Inspiration zum Buch
* Ein Dorf im Irgendwo
* In den Himmel geht es nur zu zweit
* Zum 50. Geburtstag
* Tanzen lernen mit Gefühl
* Glückliche Menschen sind naturverbunden
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Vorwort

Liebe Leserin, werter Leser!

Wer von uns hat sich noch nicht die Frage gestellt: „Wie geht Glücklichsein?“ Ein einfacher Weg es herauszufinden sind Rückblicke. Rückblicke darauf, was uns glücklich machte und in Erinnerung geblieben ist.

Man kann die Erinnerungen, die einem so nach und nach einfallen, eine Zeit lang sammeln, gedanklich an eine Pinwand heften und später sortieren. Alles, was zu teuer war, kommt weg. Wertvoll sind jene Erlebnisse, die wenig Geld kosteten oder keinen Kaufpreis hatten. Dann die Frage, was war sehr schön?

Etwas ganz Besonderes verband mich mit meiner Kindheits- und Jugendfreundin. Brigitte und ich verstanden uns wunderbar und hatten viel Spaß miteinander. Sie lief mir gerne nach, als mein Schatten.

Es gibt auch Erlebnisse, welche momentan nicht glücklich machen, jedoch inspirierend sind und uns in Richtung einer neuen Aufgabe lenken. So die spontane Idee einer Tänzerin, welche ich „Rote Feder“ nenne: Ich sollte meine Philosophie über die Tanzfreude bekannter machen. Für Leute, die sich noch unsicher sind, ob sie einen Tanzkurs besuchen sollten.

Ein Tanzbuch schreiben? Sachbücher übers Tanzen gibt es, die werden meist nur von Leuten gelesen, welche die Tanzfreude schon gefunden haben. Sodann kam es zur Überlegung, was sind die Beweggründe für viele Menschen, einen Tanzkurs zu besuchen? Oft ist es die bevorstehende Hochzeit, also die Liebe.

Rückblickend auf viele Hochzeitspaare, die ich per Kursstunden und anschließenden Privatstunden auf den Hochzeitstanz vorbereitete, entstehen gemischte Gefühle. Es ist schön, wenn man Jahre später einem Paar zufällig begegnet, nette Worte wechselt und erfährt, dass sie noch immer glücklich durchs Leben schreiten. Nicht alle haben es geschafft, viel zu viele Ehen sind gescheitert. Gründe für das Scheitern sind vielfältig. Aber zerbrechen Beziehungen nicht auch, weil Lust mit Liebe verwechselt wurde?

Ein großes Danke an meine Mitautorinnen! Beim Thema Liebe waren die Ideen und die Beiträge der eifrig mitwirkenden Damen stimmig, weniger bei der Lust. Wir haben hierzu Beziehungsexperten gefragt, auch jene, die selbst noch das Glück suchen. Deshalb ein Roman, kein Sachbuch. Eine Anregung, keine Anleitung. Das Leben wäre öde, würden alle Menschen gleich sein. Lust ist nicht nur die sexuelle Lust allein. Schöne Kleider, erlebnisreiche Reisen und vieles mehr zählen zur Lust.

Warum beginnen die meisten Liebesromane beim Kennenlernen und enden bei der Hochzeit? Das Davor und Danach ist genau genommen sogar bedeutsamer. Kindheit und Jugend sind prägend für die Persönlichkeit, die Beziehungsfähigkeit und die Sehnsucht nach dem, was glücklich macht. Nach der Hochzeit beginnt die Fahrt ins gemeinsame Leben. Ein Liebesroman sollte erst enden, wenn die Kinder und die Enkelkinder zum Hochzeitsjubiläum gratulieren.

Die Handlungen der Trilogie sind frei erfunden, stützen sich dennoch auf Ereignisse, welche ähnlich vorgekommen sind. Alle drei Bücher in Begleitung der Freude am Tanzen. Im ersten Band geht es überwiegend um die Lust der Frau und die Liebe des Mannes. Im zweiten und dritten Band kommen die Liebe der Frau und die Lust des Mannes hinzu. Drehpunkt des zweiten Bandes ist die Lebensfreude einer glücklichen Familie und der Karriere. Im dritten Band kommt die Zeit danach, wenn die Kinder das Jugendalter erreicht haben.

Mein Appell an alle Eltern: Schickt eure Kinder schon im Jugendalter in die Tanzschule. Tanzen ist keine Garantie für Glücklichsein in Zukunft, jedoch die Chancen werden besser.

Herzlichst
Peter Leeb
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Kapitel 1 | Glücklich durch das Leben tanzen

Sie sind schon ein Brauch geworden in der Stadt, die kleinen aus Holz gefertigten Herzen mit Namensgravur für die Hochzeitspaare. Anton und Maria, notiert sich Otto, ein verwitweter Rentner und geht in die Werkstatt im Untergeschoß seines Hauses. Er wählt ein passendes Holzbrett, zeichnet zwei Herzen auf das Brett. Dann sägt er diese aus, hobelt die Kanten weg und tätigt anschließend den Feinschliff. Die Buchstaben in die Graviermaschine eingespannt, fräst er die Namen in die beiden Herzen. Den Holzstaub wegwischen, jetzt noch die Namen einfärben und trocknen lassen. Es ist Freitag. Nach dem Einkauf fürs Wochenende sollte die Farbe trocken sein, denkt er und verlässt seine kleine Werkstatt.

Nachmittags kommt er wieder. Otto poliert die beiden Herzen. Nun der Glanzlack und trocknen lassen bis morgen. Otto fertigt solche Holzherzen in Erinnerung an seine Hochzeit vor 40 Jahren. Morgen soll gutes Wetter sein, denkt er, wird bestimmt eine schöne Hochzeit für die beiden, für Anton und Maria. Bei unserer Hochzeit, meiner Frau und mir, war stürmisch nasses Wetter, der Wind hat uns die Regenschirme weggerissen auf den wenigen Metern vom Standesamt zum Auto. Dafür waren unsere Ehejahre umso sonniger.

Samstagvormittag, ein wichtiger Termin. Otto blickt aus dem Fenster, um zu sehen, ob das Wetter ist, wie vorhergesagt. Dann nimmt er einen seiner Anzüge aus dem Schrank.

Im Stadtamt, bei der Standesbeamtin.

„Die für heute geplante Hochzeit wurde kurzfristig abgesagt. Entschuldige Otto, ich habe vergessen dich zu informieren.“ Die Worte der Standesbeamtin.

„Kein Problem liebe Dorothea, manchmal soll etwas nicht sein.“

Selten überreichte Otto die Holzherzen selbst an das Hochzeitspaar, es sei denn, es heiratete jemand aus seinem Bekanntenkreis. Für Paare, die er persönlich nicht kennt, ist es ein Geschenk der Standesbeamtin. So nimmt er die beiden Herzen mit den Namen Anton und Maria wieder mit, verlässt das Standesamt. Ein freundlicher Tag, wie vom Wetterbericht vorhergesagt.

Die früher mit seiner Frau gemeinsamen Spazierwege geht Otto nun allein. Nicht unglücklich oder einsam, sondern in warmherziger Erinnerung an die schöne Zeit mit seiner verstorbenen Frau. Bei der Tanzschule, die nunmehr einen neuen Inhaber hat, bleibt er gerne stehen, liest die bevorstehenden Termine und erinnert sich an die vielen schönen Kursstunden. Meine Frau liebte den Wiener Walzer, sehr oft sind wir übers Parkett geflogen, unendlich glücklich.

Tanzen war unsere Lebensfreude, es machte uns fröhlich und glücklich. Die Wahrnehmung der gemeinsamen Bewegungen zur Musik, das ging weit über die Körpergefühle hinaus. Frech und neckisch war meine liebe Frau bei der Cha-Cha-Cha. Sie tanzte nach einem Spot Turn manchmal in für mich nicht vorhersehbare Figuren. Kurze Ausreißer machte sie. Ich tanzte solo weiter, bis sie Augenblicke später wieder in meine Arme zurückkam. Bei einer Rumba wäre das auch möglich gewesen, doch da machte sie es nicht, wollte sich nur gedankenlos und sinnlich unter meiner Führung bewegen. Wie ein Kunstflug der Langsame Walzer und wie die Fahrt in einem Karussell der Wiener Walzer.

Es gibt drei Arten von tanzenden Herren, erklärte unsere Tanzlehrerin. Die Triebgesteuerten, die Selbstverliebten und die Einfühlsamen. Die Triebgesteuerten, die wenig können und meist nur auf Kontaktsuche sind. Die Selbstverliebten, die mittelmäßig bis teilweise sogar sehr gut tanzen, aber wenig Herzlichkeit zeigen. Die besten Tänzer, sind die Einfühlsamen. Bei einem einfühlsamen Tanzpartner entfaltet die Frau ein tiefes inneres Empfinden von besonderer Qualität. Ein Glücksgefühl, das es sonst im Leben nicht gibt. Einfühlsamkeit erkennt man nicht am Tanzkönnen, sondern an der warmherzigen Ausstrahlung. Ein empathischer Tanzpartner muss nicht unbedingt der Lebenspartner einer Frau sein, manchmal ist es der Bruder, ein anderer Verwandter oder ein Trainingspartner. Tanzen in seiner schönsten Form ist kein Trockensex! So etwas Dummes sagen nur Leute mit einem tänzerischen Minderwertigkeitskomplex, also die Triebgesteuerten und teilweise die Selbstverliebten. Diesen Standpunkt vertrat unsere Tanzlehrerin sehr energisch.

Ein paar Häuser weiter lässt ihn ein leises, kaum hörbares Weinen innehalten. Woher kommt das? Aus der Mülltonne? Ist da ein Kind hineingefallen? Er geht hin, öffnet den Deckel der Mülltonne: Nichts, nur eine Schachtel. Er nimmt sie heraus, blickt hinein und findet eine zertrümmerte Figur eines Paares für die Hochzeitstorte. Wer macht denn so etwas? Eine Hochzeitsfigur als Symbol für die Ehe zerstören und wegwerfen? Komisch. Ob das mit der für heute geplanten und dann abgesagten Hochzeit zu tun hat?

Am Montag beginnt der Rentner die gefundene Hochzeitsfigur zu restaurieren. Teil für Teil klebt er sie mit Sekundenkleber zusammen, verkittet abgesplitterte und modelliert fehlende Teile. Am Dienstag erneuert er die Farben.

Wieder wie neu, denkt Otto als die Farben tags darauf trocken sind. Er stellt die Hochzeitsfigur auf die Wohnzimmerkommode neben das Bild der eigenen Hochzeit, wo er auch schon die beiden Holzherzen von Anton und Maria hingelegt hatte.

Eine Woche später, es ist Mittwoch. Otto sitzt beim Abendessen, als wieder dieses leise Weinen zu hören ist. Da fällt ihm das Brötchen aus der Hand, ein erschrockener Blick zur Hochzeitsfigur, werde ich verrückt?

Eine Herrenstimme: „Hör auf zu heulen!“

Eine Frauenstimme: „Wir sollten auf einer Hochzeitstorte stehen, bewundert und fotografiert werden.“

„Spinne ich? Was soll das Gerede?“, mischt sich Otto in das geisterhafte Gespräch der beiden Hochzeitsfiguren ein.

Die Herrenstimme: „Du bist eingeschlafen und träumst das nur.“

Es wurde still. Otto sieht noch eine Weile die Hochzeitsfigur an, nichts geschieht. Gedanken wie „werde ich verrückt?“, „höre ich schon Geister?“, lassen seinen Appetit verschwinden. Er räumt alles weg, blättert noch ein wenig in der Tageszeitung und geht danach zu Bett.

Der nächste Morgen. Wie jeden Tag geht Otto schon gegen 07:00 Uhr zum Bäcker. Frisches Gebäck und die Tageszeitung zum Frühstück. Zurück in seinem Haus, beim Frühstück, spricht Otto die Hochzeitsfigur an:

„Ich bin alt, aber nicht blöd.“

„Wer seid Ihr, warum habe ich Euch in der Mülltonne gefunden?“

Es bleibt stumm. Nachdem Otto mit dem Frühstück fertig ist, geht er in seine Werkstatt, holt eine Spieluhr auf einem drehbaren Untersatz und eine Taschenlampe. Er zieht die Vorhänge zu, stellt die Hochzeitsfigur auf den drehbaren Untersatz. Jetzt noch ein Lied, einen Walzer. Und das Licht der Taschenlampe.

Die Hochzeitsfigur dreht sich im Schein der Taschenlampe und wirft einen Schatten an die Wand, so als ob ein wirkliches Hochzeitspaar tanzen würde.

Sie: „Es ist so schön!“

Er: „Danke, dass du uns wiederhergestellt hast.“

Als das Lied aus ist, sagt Otto: „Wer seid ihr?“

Sie: „Maria und Anton, so sollten auch unsere Namen sein, als Glücksbringer für die Ehe von Maria und Anton. Doch Maria hat uns zertrümmert und in die Mülltonne geworfen. An dem Tag, als du uns gefunden hast.“

Er: „Du hast uns neu erschaffen und das Tanzen gezeigt. Nun sind wir Schattenwesen geworden. Gib uns neue Namen.“

Otto denkt nach. Welche Namen passen? „Wie gefällt euch Lust und Liebe?“

Er: „Ja, ich bin aus Antons Liebe entstanden. Ich bin der Schatten der Liebe. Anton leidet sehr, ich muss dringend weg, ihm helfen mit seinem Kummer zurecht zu kommen.“ 

Sie: „Wegen Marias Lust gab es keine Hochzeit. Ich bin der Schatten der Lust. Maria leidet ebenso, wegen der Dummheit sich auf ein Abenteuer mit einem anderen Mann einzulassen.“

Die Schatten waren weg. 10:00 Uhr Vormittag. Otto dachte nach: Wenn ich davon jemandem etwas sage, werde ich für verrückt erklärt. War das jetzt wirklich, oder spinne ich schon?

Woher kam das leise Weinen, welches ich vor der Mülltonne gehört habe? Vor der Mülltonne, auf dem Weg vom Standesamt nach Hause, kann es kein Traum gewesen sein. Kam es von Maria, nachdem sie die Hochzeitsfigur in die Tonne geworfen hatte, oder kam es doch aus der Mülltonne? Otto greift zum Telefon und ruft Dorothea, die Standesbeamtin an:

„Darf ich dich nach deinem Dienstschluss ins Stadtcafé einladen?“

„Sehr gerne. Heute geht es nicht. Morgen um 16:00 Uhr?“

„Prima, bis morgen.“

Im Café erzählt Otto der Standesbeamtin von der gefundenen und reparierten Hochzeitsfigur. Gefunden am Tag der abgesagten Hochzeit von Anton und Maria. Von den beiden Schattenwesen sagt Otto nichts.

„Warum die Absage?“, fragt Otto.

„Er hat sie kurz vor der Hochzeit mit einem anderen Mann im Bett erwischt.“

„Das muss ein schwerer Schlag für Anton gewesen sein.“

„Er war am Boden zerstört, als er mit der Absage der Hochzeit bei mir war. Was nun komisch ist, eben auf meinem Weg vom Stadtamt hierher ist mir Anton begegnet. Wir haben kurz gesprochen. Seine Traurigkeit ist wie weggewischt, er ist nett und lebensfroh wie früher. Ich kenne ihn, er war mit Christian, meinem Sohn, in derselben Schulklasse. Feinfühlige Herren, so wie Anton, leiden bei solchen Tiefschlägen sehr lange. Seltsam, als ob da jemand bei ihm einen Stecker gezogen hätte.“

„Was ich nicht ganz verstehe“, fragt Otto, „wie kann eine junge Frau ein derartiges Risiko des Fremdgehens so kurz vor der Hochzeit eingehen?“

„Fremdgehen ist wie die Kirschen in Nachbars Garten. Die sind verlockend. Das hängt weniger mit der Liebe zum Partner zusammen, sondern mit dem eigenen Selbstwert, eine Art Hungergefühl nach Anerkennung und Bewunderung.“

„Doch das Risiko beim Kirschenstehlen erwischt zu werden?“

„Da muss ich jetzt erst einmal sagen, dass glückliche Paare kein Interesse und auch keine Augen für die Kirschen in Nachbars Garten haben. Andere können nicht widerstehen, denken das Risiko unter Kontrolle zu haben und gehen die Verlockung ein. Jedoch Zufälle sind nicht vorhersehbar. Meistens fliegt ein Fremdgehen durch einen Zufall auf oder kommt später ans Licht.“

„Kann es sein, dass jemand nicht mit Absicht handelt, sondern wie gelegentlich behauptet wird verführt worden zu sein?“

„Wer behauptet verführt worden zu sein, sieht nicht die eigenen Fehler. Es ist doch nichts dabei, höre ich immer wieder von verheirateten Frauen, mit einem anderen Mann privat etwas trinken zu gehen, eine Essenseinladung anzunehmen oder spazieren zu gehen. Ab der privaten Zweisamkeit entsteht eine neue Form der Beziehung. Die Frauen wissen das. Sie wissen auch, was die Männer mit der Einladung bezwecken. Schon sind wir wieder bei den Kirschen in Nachbars Garten.“ 

„Ich verstehe liebe Dorothea. Danke dass du meine Einladung zur riskanten Zweisamkeit angenommen hast.“ 

Dorothea und Otto lachen über das eingegangene Risiko sich zu treffen. Sie sagt: „Als Belohnung für deine nette Mitwirkung bei den Hochzeiten.“

Nach dem Kaffeeklatsch mit der Standesbeamtin bin ich am Heimweg an. Lieber Gott ich danke dir, dass ich so großes Glück mit meiner Frau hatte. Nie hat sie sich für die Kirschen in Nachbars Garten interessiert. Einfach hatten es die gelegentlichen Verehrer ohnedies nicht, denn das Tanzen war ihre große Leidenschaft. Es gab nur wenige Tänzer, die mit mir mithalten konnten und die waren alle in festen Händen.

Ich muss wieder an unsere Tanzlehrerin denken, über vieles, was sie im Unterricht über die Liebe erzählte. Dankbar bin ich ihr, weil sie stets auf die Freude der Kurspaare achtete und auch geschickt förderte. Die Tanzlehrerin meinte, an der Größe der Freude etwas gemeinsam zu machen ließe sich ablesen, wie es um die Liebe und die Treue bestellt sei. Tanzen als Paar habe Beziehungsqualität.

Zwischen Paartanz und Liebe bestehen Zusammenhänge. Wenn Jugendliche erstmals die Liebe entdecken, ist die Musik die Sprache ihrer Gefühle. Die Liedtexte erzählen von Liebe, die Musik das Unsagbare. Oft wird später ein bestimmtes Lied – Unser Lied – für den Hochzeitstanz gewählt.

Wie es der Tanzlehrerin wohl geht? Ob sie noch lebt? Als sie das Ruhestandsalter erreicht hatte und die Tanzschule an einen Nachfolger übergab, ging sie wieder zurück nach Spanien.

Rückblickend, auf die schöne Zeit mit meiner Frau, kann ich frisch verliebten Paaren nur empfehlen in die Tanzschule zu gehen. Warum so wenige Männer tanzen, ist mir rätselhaft. Immer wieder die Begründung kein Rhythmusgefühl oder zwei linke Beine zu haben. Dahinter steckt etwas anderes. Ob sie Angst haben ihre Gefühle zu zeigen? Vor meiner ersten Tanzstunde hatte ich eine solche Befangenheit. Doch meine Frau, wir waren noch nicht verheiratet, ließ nicht locker. Da musst du durch, meinte sie. Das war richtig und wichtig. Es folgten 38 wunderbare Ehejahre.

Zu Hause angekommen, sah Otto noch eine Zeit lang die Hochzeitsfigur an. Nichts geschah. Als ob jemand bei Anton den Stecker gezogen hätte, erwähnte die Standesbeamtin. Ob ihn das Schattenwesen der Liebe von seinem Kummer befreit hat? Es müssen große Qualen sein, den Partner oder die Partnerin ein paar Tage vor der Hochzeit beim Fremdgehen zu erwischen. Otto geht zu Bett, der Tag war ganz schön turbulent.

Einige Tage später, es ist schon nach 20:00 Uhr. Die untergehende Sonne schickt letzte Strahlen durch das Fenster. Otto ist vertieft in einem Buch, das er noch zu Ende lesen will. Es fällt ihm gar nicht auf, dass die beiden Schattenwesen, Lust und Liebe, wieder da sind und in der Abenddämmerung tanzen.

„Schau her, wir können schon in beide Richtungen drehen!“, ruft der Schatten der Lust.

Otte legt das Buch weg, beobachtet die Schatten. „Seid leise! Die Nachbarn wollen ihre Abendruhe haben.“

Der Schatten der Liebe antwortet: „Die Nachbarn können uns nicht hören. Dich schon. Nur du musst leise sein.“

„Ihr kommt und geht, wie es euch passt. Das bringt mich und meine Zeit durcheinander. So geht das nicht! Ihr müsst mir schon mehr über eure Herkunft erzählen, wenn ich verstehen soll, was ihr wollt.“

Lust und Liebe beginnen zu erzählen:

Wir standen in einer Reihe, zwischen gleichen Hochzeitsfiguren, frisch aus Kunststoff gegossen, hatten noch kein Gesicht und keine Kleider. Langsam bewegten wir uns weiter in Richtung eines Tunnels. Später, als wir aus dem Tunnel kamen, hatten wir Gesichter. Ich im schneeweißen Hochzeitskleid unter welchem glänzend weiße Schuhspitzen hervorragten, er im eleganten Smoking und schwarzen Schuhen.

Frisch verpackt in einer Schachtel begann das lange Warten. Es war dunkel. Monatelang passierte nichts. Wir wussten nur, irgendwann werden wir auf einer schönen Hochzeitstorte stehen und die Bewunderung vieler Menschen erhalten. Das wirkliche Hochzeitspaar wird uns aufbewahren und sich mit uns an den schönsten Tag ihres Lebens erinnern.

Als unsere Schachtel endlich geöffnet wurde, hat uns Maria herausgenommen. „Das sind wir“, sagte Anton „du und ich“.

ENDE der Leseprobe
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Band 2 | Die Schattenwesen Lust & Liebe | Erscheinung 2026
Tanzen in Ballsälen und in den Tiefen der Meere

Die Jahre nach der Hochzeit. Sie ist eine Schwimmsportlerin und Hobbytaucherin, er ein Tänzer. Das Tanzen und die Abenteuer in den Tiefen der Meere lassen ihre Liebe immer wieder neu erblühen. Sinnliche Gemeinsamkeiten zwischen Tanzen und Synchronschwimmen entstehen.


Band 3 | Die Schattenwesen Lust & Liebe | Erscheinung 2027
Nur tanzen will ich